Mittwoch, 28. Januar 2015

Erwin Wurm - auf Kunstauktionen ein Gewinner

Im Moment sind Auktionshäuser und Kunstauktionen in aller Munde, und damit interessieren sich auch immer mehr Kunstkäufer und Kunstliebhaber für die Mechanismen, die die Werke eines bestimmten Künstlers auf Kunstauktionen besonders erfolgreich und besonders teuer machen. Die Menschen, die eher Neugier und Leidenschaft als kaufmännisches Interesse mit Kunst verbinden, können Kunst allerdings auch ohne ein derartiges Wissen genießen.


Aber in jedem von uns steckt wohl ein kleiner Zocker, und auch wer Kunst kauft, weil er Kunst liebt, hat nichts dagegen, dass ein von ihm erworbenes Kunstwerk im Laufe der Zeit erheblich an Wert zulegt. Die gerade neu aufkommenden Anleger, die ihr Geld sicherer in Kunst als in Aktien aufbewahrt vermuten, müssen natürlich versuchen, dem Geheimnis der hohen Preise näher zu kommen. In diesem Zusammenhang ist es auf jeden Fall interessant, sich die Künstler einmal näher anzusehen, die auf den weltführenden Auktionen so richtig hoch gehandelt werden. Erwin Wurm gehört seit einigen Jahren zu diesen Künstlern, hier ein Überblick über sein Leben und sein Werk:


Erwin Wurm – Leben und Werk


Der österreichische Kunstschaffende wurde am 27.07.1954 in Bruck an der Mur geboren, der Bezirkshauptstadt der Steiermark. Bruck an der Mur ist mit rund 12.500 Einwohnern ein recht beschaulicher Ort, der dem jungen Erwin Wurm außer Kammermusiksaal, Heimatmuseum und Singkreis nicht viele künstlerische Anregungen bieten konnte, auch sein Vater, ein Kriminalbeamter, soll nicht begeistert gewesen sein, als sich sein Sohn an Kunst als Beruf interessiert zeigte.


Porträt des Künstlers Erwin Wurm (2012)

Porträt des Künstlers Erwin Wurm (2012)
von Manfred Kuzel [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Auf jeden Fall strebte auch der junge Wurm zunächst die Beamtenposition an, er studierte zuerst Kunstgeschichte und Germanistik im benachbarten Graz. Dann wechselte er jedoch ans Mozarteum Salzburg, wo er von 1977 bis 1979 ein Studium der Kunst- und Werkerziehung studierte, und von Salzburg führte ihn sein Weg nach Wien, an die Hochschule für angewandte Kunst und die Akademie der bildenden Künste. Er lernt bis 1982 Gestaltungslehre im Bereich Bildhauerei bei Bazon Brock, je nach Zeitpunkt seiner Matura hat er damit eine achtjährige bis zehnjährige künstlerische Ausbildung hinter sich.


Wurm beginnt sein künstlerisches Werk Anfang der 1980er Jahre mit Skulpturen aus Blech und aus Holz und mit allerlei künstlerisch verfremdeten Alltagsgegenständen, die vom Umgestalter mit Blei und/oder Farbe überzogen wurden. Im Laufe der Zeit wird sein Begriff der Skulptur freier, er verzichtet zunehmend mehr auf festes Material und Stabilität.


Diese erarbeitete Erweiterung des Begriffs der Skulptur verkörpert sich (oder verkörpert sich eben gerade nicht) z. B. in einer Reihe von “Staubobjekten” (ganz kurz: Vierrecke mit bestaubten Flächen). In den nunmehr über drei Jahrzehnten seines Schaffens erkundet Erwin Wurm mit unzähligen weiteren phantasievollen Ideen die Grenzen, die Skulpturen von Aktionen und Aktionen von Performances trennen oder eben gerade nicht trennen.


Wurms selbsterschaffener Skulpturbegriff wird nach einer entscheidenden Lebenskrise zu seinem vorläufigen Höhepunkt entwickelt. Wurm verliert innerhalb eines Jahres alle engen Angehörigen, die Eltern sterben beide, die Frau verlässt ihn und nimmt beide Söhne mit. Er äußert sich dazu in den 1990er Jahren in einer Reihe von “One Minute Sculptures”, in denen er Ausstellungsbesucher zusammen mit alltäglichen Gegenständen in der Ausstellung posieren lässt, sie werden so zu einem Teil einer nur kurze Zeit bestehenden und nur durch eine Fotografie dokumentierten Skulptur.



Wie viele berühmte Künstler ist Erwin Wurm an die Stätte seiner Ausbildung zurückgekehrt, er wirkte seit 2002 an der Universität für Angewandte Kunst Wien als Professor für Bildhauerei, Plastik und Multimedia-Kunst. Inzwischen nicht mehr, wie Wurm selbst angibt, sei er mit dem Leben und der Arbeit in Wien und New York zu beschäftigt, um die Studenten angemessen lehren zu können.


Wie und wo kam der “Durchbruch” für Erwin Wurm?


Wenn man Erwin Wurm selbst fragt, gibt es einen solchen Durchbruch eigentlich nicht, er könne schon seit vielen Jahren von seiner Kunst leben. Tatsächlich wird Wurm bereits 1982 zur ersten Gruppenausstellung geladen und hat in dieser Galerie (Galerie nächst St. Stephan) 1984 seine erste Einzelausstellung, und seitdem erhöht sich die Zahl seiner Ausstellungspräsenzen Jahr für Jahr und ziemlich gleichmäßig. Auf sehr sympathische Art erklärt Wurm selbst seinen Erfolg: Andauernder künstlerischer Erfolg könne nur gelingen, wenn die Arbeiten ein Element in sich bergen, das nicht nur eine Generation, sondern auch die nächste fasziniert.


“Am besten, man denkt gar nicht erst darüber nach”, sagt er auch, und “ich mache mir keine Illusionen, morgen kann auch bei mir wieder alles vorbei sein.” (http://derstandard.at/1304553594599/Bildhauer-mit-Office-Die-Kunst-des-konstanten-Erfolgs), und das ist wohl schon eher auf das gemünzt, was gemeinhin unter “Durchbruch” verstanden wird, nämlich eine Zeit eines eher unerwarteten und erstaunlichen finanziellen Erfolgs.



Wie dieser Durchbruch den Künstler Erwin Wurm ereilte, lässt sich nicht ganz genau festmachen, auf jeden Fall wurde er durch seine “One Minute Sculptures” über die speziell interessierten Kunstkreise hinaus in der Öffentlichkeit bekannt.


Sicher hat dazu beigetragen, dass diese “One Minute Sculptures” ins Video der Popgruppe Red Hot Chili Peppers zur Single „Can’t Stop“ 2003 Eingang fanden und auch Erschaffer und Inspirationsquelle Erwin Wurm im Video erwähnt wurde. Sicher spielt aber auch das Vergnügen eine Rolle, das die Besucher bei seinen Ausstellungen erwartet, auch dieser Erlebnischarakter seiner Arbeiten hat sich inzwischen herumgesprochen:


Erwin Wurm – Heute weltweit bekannt für interessante und amüsante Ausstellungen


Vielleicht begann sich die Kunde vom skurrilen Humor, der Wurms Arbeiten häufig anhaftet, mit der 2006er Ausstellung des MUMOK (Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig) im MuseumsQuartier in Wien zu verbreiten. In der Ausstellung “Keep a cool Head” war passend zu diesem Titel auf dem Dach des Museums die “House Attack” zu sehen, ein schräg und verkehrt herum angebrachtes Einfamilienhaus, damals noch in Originalgröße, was durchaus für einige Aufregung sorgte.



2009 war z. B. Wurms Ausstellung “Desperate Philosophers” in der Xavier Hufkens Galerie in Brüssel zu sehen, mit einem Philosophen ohne Kopf namens “Suit” und so philosophischen Werken wie dem “Melting House I”, dem schmelzenden Haus (was es auch tut) und dem “Big Gulp”, der auch wirklich wie ein großer Gulp aussieht.


2010 stellte Wurm einen weiteren Philosophen ohne Kopf namens Cajetan und andere ebenso zurückhaltend gestaltete wie hintergründige Werke im Münchner Lenbachhaus (Städtische Galerie) aus. Im Kunstmuseum Bonn gibt es Werke von 2007 bis 2009 zu sehen, mit bezeichnenden Titeln wie “Do not have doubts” oder im Ganzen bezeichnend wie das Modell seines Elternhauses, nunmehr auf etwa ein Sechstel der Größe längsgeschrumpft.


Haus auf dem MUMOK

Haus auf dem MUMOK
von stopmangohome [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons


Noch im gleichen Jahr war Wurm mit ähnlichen und völlig neuartigen Werken wie dem “Selbstporträt als Essiggurkerl” oder dem zu den Philosophen gehörenden “Telekinetischen Masturbator” auch in Groningen (Niederlande), Florenz, Salzburg, New York und Peking zu sehen.


2011 ging es weiter mit kopflosen Figuren in der Galerie Thaddaeus Ropac in Paris, mit Klappbetten-Installationen in der Ausstellung “I am Erwin Wurm” (und genau diesem Schriftzug als ausgestelltes Kunstwerk) nach Kopenhagen, mit neuen “Selbstportrait als Essiggurken” und neuen “Narrow Houses” nach Odense (ebenfalls Dänemark) und Dornbirn (Österreich) und vielen geheimnisvollen Möbelstücken nach Wien (“Schöner Wohnen”). Ein “Narrow House” von Wurm war anschließend auf der 54. Biennale von Venedig zu bewundern, effektvoll an einem der Kanäle im Freien präsentiert.


Spätestens als Erwin Wurm nach der Biennale im Gemeentemuseum Den Haag wunderschöne und ziemlich anrührende Figuren (“Small Psychos Groups”) zeigt, wird er von den Kritikern als einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler begrüßt. Viel Erfolg hat auch sein im belgischen Middelheimmuseum Antwerpen ausgestelltes “Fat House”, das wirklich richtig fett aussieht, jeder denkt unwillkürlich an den dicken, vielgehänselten Jungen in seiner Schulklasse.


Es sollen noch einige „Fat“-Skulpturen folgen, in denen werden all die kleinbürgerlichen Statussymbole “verfettet” bzw. aufgebläht, die den Wohlstandsbauch von einst abgelöst haben: Vor allem verschiedenste Sportwagen und Einfamilienhäuser, manchmal aber auch immer noch unglaublich aufgeblähte Männer (bei deren Betrachtung wohl die meisten Menschen an Börsenmakler denken).


2012 gibt es mehr “Gulps”, aber wie ein Gulp sehen sie alle aus, “Knitted walls”, die eben gestrickt an der Wand hängen, zauberhafte “Kästchen” und ziemlich verbogene “Drinking Sculptures” (“Beauty Business” im Bass Museum of Art, Miami Beach, USA), all diese sind auch in Dallas zu sehen, in Malaga sind dann viele neue Köstlichkeiten zu sehen, unter anderem verschiedenste Entwürfe rund um das Thema “Narrow House”.


Bis Ende Januar 2013 war Wurm im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen, mit einer neuen Installation und zwei “Melting Houses”, die aber echt schon ziemlich weit geschmolzen sind – wie es aussieht, ist er jedoch bei den Ideen wirklich nicht auf schmelzende Häuser angewiesen.


Jetzt möchten Sie, dass Ihnen die Autorin endlich richtig erklärt, was Erwin Wurm für eine Kunst macht? Verzeihen Sie, aber den T … werde ich tun, zunächst einmal natürlich aus reinem Unvermögen und dann auch noch aus purem Respekt vor dem Künstler.


Skulpturengruppe

Skulpturengruppe “Gurken” von Erwin Wurm (Furtwänglerpark, Salzburg)
Foto von Andreas Praefcke [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons


Eine Menge Ideen hätte ich schon, um deren Umsetzung ich ihn bitten würde, wenn ich mich trauen würde … vielleicht einen der vielen so furchtbar ungeschickt gekleideten Politiker als “Melting Politician”, einen wegen der Steuer nach Russland ausgewanderten Mimen als „Fat Freaky God“, den Richter eines süddeutschen OLG’s als kopfsuchenden Philosophen oder den Vorstand eines örtlichen Vereines als „Narrow Mind“ … ich bin sicher, auch Ihnen drängen sich sofort einige Ideen auf.


Auf jeden Fall ist Erwin Wurm wohl ein recht gutes Beispiel für die Künstler, deren Werke man ruhig etwas länger und umfassender betrachten sollte, weil der Blick vielleicht nicht sofort die ganze Phantasie, den ganzen Humor, die ganze Skurrilität oder den ganzen Zynismus erfasst – irgendwann tut er das aber, und irgendwann versteht man immer besser, warum Erwin Wurm gerade den österreichischen Staatspreis bekommen hat, warum er auf der Rankingliste der “käuflichen Kunst” inzwischen auf Platz 30 vorgerückt ist und warum die Mehrzahl der Kritiker ihn unter die 20 bedeutendsten Künstlern weltweit einreiht.


Wenn Sie gerade wieder reihenweise Kommentare irgendwelcher Kleingeister gelesen haben, die meinen, sowas wie Wurm könne auch ihre kleine Nichte (die übrigens nie die Chance dazu bekommen wird, Kleingeister lassen ihre Kinder keine Kunst machen): Schauen Sie sich Erwin Wurm selbst an und machen Sie sich selbst ein Bild.



Erwin Wurm - auf Kunstauktionen ein Gewinner

Dienstag, 6. Januar 2015

Musikunterricht 2.0 - einfach online Instrumente erlernen

Die Welt der Musik ist eine Wunderwelt, der unglaublich viele Menschen als passive Zuhörer geradezu verfallen sind. Wie gerne würden viele von ihnen auch selbst zu den Musikern gehören, aktiv ein Instrument spielen können.


Bis vor ziemlich kurzer Zeit eher ein Thema für wirklich schon gut betuchte Menschen, nur ein paar außerordentlich Begabte/Hartnäckige hatten es drauf, sich auch ohne erheblichen finanziellen Einsatz eine brauchbare musikalische Schulung zu organisieren.


Mit dem Web 2.0 ist das vorbei, jeder kann sich heute die Welt der Musik erobern, der Musikunterricht ist nun nämlich online verfügbar.


get2play - Musikunterricht 2.0

get2play – Musikunterricht 2.0 (Screenshot vom Januar 2015)


Möglich macht diesen innovativen Musikunterricht im Internet die neue Plattform www.get2play.com. Die gleichnamige GmbH aus Berlin hat im April 2013 eine Online-Musikschule an den Start gebracht.


Auf diesem Portal können Schüler nach dem ganz persönlich besten Musiklehrer suchen, sie bietet damit vielen professionellen Lehrern einen neuen Vermarktungskanal, der die Aufmerksamkeit, die über andere Anzeigenkanäle im Internet oder über örtliche Kleinanzeigen erreicht wird, deutlich toppen könnte.


Die Website bietet Online-Videotutorien, in denen Musikinteressierte sehr anschaulich den perfekten Umgang mit ihrem Lieblingsinstrument lernen können. Die Lernvideos sind durchdacht und strukturiert aufgebaut, und sie bieten verschiedenste Service-Funktionen, wie drei unterschiedliche Kameraperspektiven, Slow-Motion-Funktionen und Loop-Funktionen.


Dieses Wissen kann jeder Lernende auch gleich praktisch anwenden, indem er im Live-Videochat ein Online-Instrument spielt. So kann er sich das leidige Üben auch noch etwas “versüßen”, indem er z. B. aktuelle Songs einstudiert und abspielt oder indem er die Techniken seiner Vorbilder online einstudiert.


Zahlreiche Vorteile der Online Musikschule von get2play

Zahlreiche Vorteile der Online Musikschule von get2play (Sreeenshot vom Januar 2015)


Weiter erleichtert wird das Lernen durch einen Videochat, die praktische Onlinebuchung und interaktive Multi-Kamera-Tutorien – So können Sie erst im Zeitalter des Web 2.0 lernen, Sie lernen, was Sie wollen, wann Sie wollen, von wem Sie wollen und wo Sie wollen – und das alles auch noch in einer wirklich einfachen Art und Weise, in einer nie dagewesenen Individualität und preiswert.


Der Online Privatunterricht von Profis bietet natürlich sichere und einfache Zahlungsoptionen und eine 100% Geld-zurück-Garantie.


... weitere Vorteile von get2play

… weitere Vorteile von get2play (Screenshot vom Januar 2015)


Die Suche nach dem genau passenden Lehrer ist mit Get 2 play auch nicht mehr auf ihr näheres Umfeld beschränkt – die Plattform versammelt Lehrer aus Deutschland und der ganzen Welt. Jetzt können Sie also wirklich den perfekten Lehrer finden, wenn nicht hier, wird es ihn wohl nicht geben.


So simpel funktioniert Get 2 play: Lehrer aussuchen, Probestunde vereinbaren und schon können Sie zu Hause Ihren neuen Privatunterricht genießen. Die Suche nach den Lehrern ist natürlich mit zahlreichen Filter- und Suchfunktionen ausgestattet. Zu jedem Lehrer gibt es ein Profil, in dem Sie die genaue Musikrichtung (z. B. Metal-Rock, Hard-Rock), die noch bedienten Genres (z. B. Metal, Jazz, Blues), die beherrschten Instrumente (z. B. E-Gitarre, Akustische Gitarre), Angaben zu Ausbildung (z. B. Konservatorium Stadt X, Diplom “Jazz-Gitarre” mit Auszeichnung), Erfahrungen (z. B. Lead Guitar bei X Band) und Angaben zu Zeiten und Besonderheiten des Unterrichts (z. B. Anfänger-Tricks und Akkorde, Theorie am Instrument, verschiedene Techniken wie Sweeping, Tapping, Shredding, sehr flexible Unterrichtszeiten) erfahren.


Get 2 play hat sich nach eigener Aussage aufgemacht, die beste e-Learning-Platform für Musik entwickeln. Die Firmengründer sind begeistert von den neuen Möglichkeiten zu lernen, die das Internet bietet und interessiert an jeder Erfahrung, Kritik oder Meinung, die zur Entwicklung der Plattform beitragen können.


Die Idee für das interessante Start-Up entstand 2012, als einer der Gründer ein Video auf Youtube veröffentlichte, in dem er ein selbst komponiertes Stück spielt. Es war sein erstes Video, und im Handumdrehen meldeten sich Fans aus der ganzen Welt mit mehreren tausend Klicks, die nach Unterricht per Skype oder Lehrvideos über Percussive Fingerstyle fragten.


Unterricht per Videochat auf get2play

Unterricht per Videochat auf get2play (Screenshot vom Januar 2015)


Offensichtlich gab es einen großen Bedarf nach einer e-Learning-Plattform für Musik, und mit Blick auf die Entwicklung dieser gewann Gründer Tobias nun erst einmal beim Startup Weekend Hamburg und suchte sich dann Software Ingenieur Jan, die beiden zogen nach Berlin zog und gründeten Get2play.


Nachdem sie eine Reihe von Startupveranstaltungen und -programme besucht bzw. gewonnen hatten (Betapitch Hamburg, Indiegogo Crowdfunding der Google Gründergarage, Pro7Sat1-Accelerator, Betapitch Global), kamen Mitte 2013 Moritz (Video- und Kursproduktion) und Dirk (Produktentwicklung, Marketing und Organisation) an Bord, in der kurzen Zeit seitdem haben sich für die ersten Schüler schon eine Reihe von Lehrern angemeldet.


Weitere Tipps zur Betätigung und Rezeption im musikalischen und künstlerischen Bereich finden Sie in den Kunstplaza Kategorien Musik, Kunstkurse & Künstlerische Ausbildung, Trends und Produktempfehlungen.



Musikunterricht 2.0 - einfach online Instrumente erlernen

Donnerstag, 1. Januar 2015

Die Schweizer Fischli & Weiss und ihre leise Eroberung der Kunstwelt

Seit die Schweizer Künstler Peter Fischli und David Weiss 1979 zum Künstlerduo Fischli & Weiss zusammengefunden hatten, hatte sich diese Partnerschaft schon einige Male als förderlich erwiesen, die beiden befruchteten sich gegenseitig und hatten schon mehrere Werke vorgelegt, die beim Publikum auf großes Interesse und ebensoviel Amüsement stießen.


Fischli & Weiss begannen gerade, langsam immer bekannter zu werden, als sie mit Ihrer im Film “Der Lauf der Dinge” verewigten Wundermaschine im Jahr 1987 die Documenta eroberten:


Der wichtigste Erfolg von Fischli & Weiss


Der künstlerische Siegeszug der Künstlergemeinschaft Fischli & Weiss begann dann 1987 auf der documenta 8 in Kassel: “Der Lauf der Dinge”, ein skurriler und köstlich spannender und spaßiger Film, wurde bereits während der documenta zum absoluten Publikums-Hit, den auch außerhalb der Documenta so viele Menschen sehen wollten, dass er die Künstler in ziemlich kurzer Zeit international bekannt machte.


Dieser “Lauf der Dinge” stellt “das Leben” als Kunstfilm dar, indem ein kontinuierlicher Ablauf ähnlich wie bei einer Rube-Goldberg-Maschine in Bewegung gesetzt wird. Diese Ähnlichkeit war gewollt, der Erfinder dieser so sinnlos die Welt umwälzenden Apparatur, Professor Lucifer Gorgonzola Butts, und der Erschaffer dieser genialen Comic-Figur, der amerikanische Cartoonist Reuben “Rube” Goldberg, müssen die Welt wirklich ziemlich ähnlich gesehen haben wie die beiden Schweizer Künstler.



Eine Rube-Goldberg-Apparatur ist eine Quatsch-Maschine, vollkommen unnötig kompliziert, die eine mit Sicherheit nicht sinnvolle Aufgabe bewältigt – so umständlich wie möglich, mit so vielen Umwegen wie die Fantasie hergibt und in so vielen Einzelschritten wie sich Teilchen zusammenfügen lassen.



Schon Rube Goldberg und sein Professor Gorgonzola sahen den Sinn ihrer Maschine ausschließlich darin, einem Beobachter Vergnügen zu bereiten, und genau das schafft auch der im Film “Der Lauf der Dinge” abgebildete Ablauf:


Der Zuschauer sieht eine Konstruktion, die über eine Länge von etwa 25 Metern auf nicht immer erkennbare Weise Flammen und chemische Reaktionen, alle möglichen Bewegungen, Schaum und Explosionen und noch viele Ereignisse mehr erzeugt, nacheinander in einer Kettenreaktion, in der jede Aktion die jeweils nächste in Gang setzt.


Die Bestandteile dieser Maschine sind typischerweise auch nicht unbedingt technisch sinnvoll, es kommen Reifen und Dosen, Kunststoffflaschen und Luftballons, Feuerwerkskörper und vieles andere zum Einsatz, wirklich charakteristische Objets trouvés, vorgefundene Alltagsgegenstände, die nun zu einem Kunstwerk werden.


Diese Maschine sucht ihren Sinn allein in ihrer Tätigkeit, frei nach dem berühmten Zitat des englischen Philosophen David Hume: “Daraus, dass eines auf das andere folgt, folgt gar nichts.”


Ein einziger großer Spaß, und wenn Sie Chemie und Physik bisher langweilig fanden, sollten Sie sich diesen Film über die Maschine, die nichts kann und nicht tut als zu “maschinen”, unbedingt anschauen.


Viele internationale Ausstellungspräsenzen der Künstler Fischli & Weiss folgten


Die ersten Einzelausstellungen fanden zwar schon 1985 statt, im Kölnischen Kunstverein und der Kunsthalle Basel, und 1987 hatten es die Künstler bereits ins Museum of Contemporary Art in Los Angeles geschafft. Nach dem auf der Documenta hingelegten totalen Publikumserfolg ging es aber erst richtig los: Fischli/Weiss durften die Schweiz noch mehrfach vertreten, bei der Biennale in Venedig und bei anderen wichtigen internationalen Kunst-Festivitäten.


Es folgten über 300 Ausstellungspräsenzen quer durch die ganze Welt, und heute ist das Künstlerduo wohl in jedem Museum für zeitgenössische Kunst vertreten, das etwas auf sich hält.


Sammlungen von Arbeiten des Künstlerpaares haben sich inzwischen ebenfalls an sehr vielen Orten eingefunden: In der Art Collection Deutsche Börse, Frankfurt und im Centre Pompidou, Paris, in der Galleria d´Arte Moderna, Turin und in den Staatliche Museen zu Berlin, im Kunsthaus Zürich und im Kunstmuseum Basel und im Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, im MACBA Barcelona und im Middlebury College Museum of Art, im museum in progress, Wien und im SAFN Museum Reykjavík und im Schaulager Basel, in der Vancouver Art Gallery und im Walker Art Center in Minneapolis und noch an über 30 anderen Kunsstätten irgendwo in unserer schönen Welt.


Auf der Biennale Venedig sind die beiden Künstler schon fast zu Hause, 1988, 1995, 1999, 2003, 2011 und 2013 waren sie dort. 1987 und 1997 war die documenta in Kassel an der Reihe, 1992 füllten Sie den “Swiss Pavillon” auf der Expo, der Weltausstellung in Sevilla, und die Biennalen in São Paulo (1989), in Sydney (1990, 1998, 2008), im brasilianischen Porto Alegre (2008) und in Gwangju, Südkorea (2010) fanden ebenfalls nicht ohne Fischli & Weiss statt.


Was kostet ein Kunstwerk von Fischli & Weiss?


Nicht unbedingt sehr viel: Der bedingungslos sehenswerte “Lauf der Dinge” (“The Way Things Go”) entfaltet sich in voller Pracht und Unsinnigkeit auf DVD bereits ab 29,90; eine DVD von garantiert guter Qualität können Sie auf www.artfilm.ch/der-lauf-der-dinge-dvd für 47,00 CHF (38,05 €) bestellen.


Aber Sie können natürlich auch ein wenig mehr ausgeben: Im September 2012 wurde die Gummi-Skulptur “Kerze” von 1986 für knapp 192.000,- Dollar verkauft, im Mai 2013 ging “One Who Left to Learn Fear”, eine köstliche, aber recht winzige Skulptur aus ungebranntem Ton, für gut 37.000,- Dollar weg, ebenfalls im Mai 2013 brachte der Gelatinesilberdruck der Fotografie “The Car of Evil” 57.500,- Dollar ein.


Oder Sie haben Glück und erwischen einen “Fischli & Weiss” bei einer Veranstaltung wie der vor einigen Jahren durchgeführten Versteigerung zugunsten der SOS-Kinderdörfer: Das Bild von Fischli & Weiss erzielte zwar den Höchstpreis, vor Werken von Jörg Immendorff, Jonathan Meese, Thomas Bayrle, Cosima von Bonin und Martin Kippenberger – aber dieser Höchstpreis belief sich auf nur 13.000 Euro, die Werke aller gerade genannten Künstler bewegen sich sonst deutlich außerhalb solcher”Peanut-Preise”.


Rezeption und Würdigung von Fischli & Weiss


Spätestens seit dem ersten Documenta-Auftritt besteht in Kritiker-Kreisen weitgehend Einigkeit darüber, dass die Künstlergemeinschaft Fischli & Weiss zu den bekanntesten und erfolgreichsten Protagonisten der zeitgenössischen Schweizer Kunst gehören. In der Künstlerliste der größten Künstlerdatenbank Artfacts.net werden Fischli & Weiss 2012 auf Platz 19 geführt, und im Kunstkompass des “manager magazins” nahmen die beiden Platz 26 unter den 100 weltbesten Künstlern ein.


Darüber hinaus gehörten Fischli & Weiss natürlich zu den Lieblingen der Kunst-Didakten – ob Fotografie oder Skulptur, Installation und/oder Film, man muss schon eine Weile suchen, um Kunst zu finden, die näher am alltäglichen Leben und zugleich so überraschend und amüsant ist. Diese Kunst macht auch Menschen Spaß, die vollkommen ohne Kunstwissen auskommen, und sie erlaubt auch diesen Menschen ohne Mühen einen unmittelbaren Zugang.


Künstlerische “Kollegen” von Fischli & Weiss


Kunstkritiker sehen in der oftmals parodierenden Haltung ihrer Arbeiten Parallelen zum unvergessenen Dadaisten, Surrealisten und Konzeptkünstler Marcel Duchamp und natürlich zum Kinetik-Künstler Jean Tinguely, aber auch zum Schweizer Dichter und intermedial arbeitendem Künstler Karl-Dietrich Roth (Diter oder Dieter Roth).


Wenn es speziell und das Thema der Rube-Goldberg-Apparatur oder “Was-passiert-dann-Maschine” geht, gibt einige Künstler zu erwähnen, diese Spielerei ist in der Kunst (glücklicherweise) alles andere als neu: Bereits in der Barockzeit ergötzte man sich gerne an kunstvoll erdachten und gebauten mechanischen Apparaten und Wasserspielen, bei denen sehr häufig bereits ein gutes Quentchen Schabernack mit verbaut wurde.


In der Moderne wurden diese Anfänge dann zur “kinetischen Kunst” und in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wirklich populär. Man Ray und Marcel Duchamps bauten kinetische Bewegungs- und Lichtobjekte, von den Künstlern Naum Gabo und László Moholy-Nagy, Alexander Rodtschenko und Wladimir Tatlin kennt man konstruktivistische Maschinen.


Mehr oder weniger mögliche oder unmögliche Weltmaschinen in Anregung Rube Goldbergs tauchen in neuerer Zeit auch beim amerikanischen Künstler Tim Hawkinson auf, komplexe Geräte, die Musik oder abstrakte Kunst “herstellen”. Der Künstler Christoph Korn entwarf 2008 eine ganze Serie von digitalen „NON Maschinen“ mit einfachster Programmierung, die den Betrachter mit Verlangsamung und Entnetzung, Wissensentzug oder Nicht-Funktionalität konfrontieren.


Der Einfluss von Fischli & Weiss auf nachfolgende Künstler


Vor allem in der Schweiz gibt es natürlich einige junge Künstler, die sich an dem berühmten Duo orientieren. Das leider Ende April 2012 auseinander gerissen wurde, als David Weiss in Zürich seinem Krebsleiden erlag.


Peter Fischli arbeitet weiter, zunächst noch an Arbeiten, die er zusammen mit seinem Partner begonnen hatte: Im März 2013 wurde vor der Serpentine Gallery in London’s Kensington Gardens die Skulptur “Rock on Top of Another Rock” enthüllt, die in vierjähriger gemeinsamer Arbeit entstand.


Peter Fischli und David Weiss: One rock on top of another rock (2013)

Peter Fischli und David Weiss: One rock on top of another rock (2013)
Standort: Kensington Gardens (London)
von Alan Stanton [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


Wie der Name schon sagt, besteht diese Skulptur aus “einem Stein auf einem anderen”, riesige Findlinge, von denen der eine so genau austariert auf dem anderen sitzt, dass aussieht, als wäre er in dieser Sekunde auf ihm gelandet. Die Mischung aus Stonhedge-Remineszenz und alltäglichem Orientierungspunkt für Touristen bleibt ein Jahr in den Kensington Gardens und wandert dann nach Doha, Qatar, dort wo aller Stein zu Sand wird.


Auch die Weiterführung der kinetischen Kunst à la “Lauf der Dinge” ist bereits in Entwicklung – man nennt sie “kybernetische Kunst”, und hier reagiert das Kunstwerk auf äußere Einflüsse, z. B. auf menschliche Einwirkung oder elektronische Impulse.


Schon in den 1960er Jahren erdachte der Vater der kybernetischen Kunst, der ungarische Künstler Nicolas Schöffer, seine Kybernetischen und Spatiodynamischen Türme. Inzwischen beziehen viele Künstler aufregende technische Konstruktionen in ihre Kunstwerke ein, die durch Naturkräfte oder Motoren, Uhrwerke oder manuell bewegt werden, diese Künstler sind absolut auf dem neusten Stand der Technik, und auch computergesteuerte Kunstobjekte sind heute alles andere als eine Seltenheit.


Was sagen Fischli & Weiss über sich und das Leben?


Beide Künstler haben sich immer schon wenig über die an sie herangetragenen Deutungen ihrer Arbeiten geäußert. Das wird dann natürlich auch wieder gedeutet, so schrieb das Kunstmagazin “Art” über “subversive Nonsens-Botschaften” des Künstler-Duos, und Kritiker stellten die beiden nur zu gerne in die Tradition der Dadaisten. Die Künstler selbst schwiegen auch dazu, schauten mit amüsierten Kinderaugen in die Welt, bauten diese Welt dann mit ihren Kinderhänden ein wenig um, und brachten damit dann auch Erwachsene zum Lachen.


Fischli & Weiss zeigten ihre mehr als ironische Einstellung zum Leben lieber in ihren Werken: Die vom Werkschaffen losgelöste Kunstauffassung der Konzeptkunst, besonders in der Form des “Ready made”-Einbezugs gerade vorhandener Dinge, wird von ihnen schon einmal kräftig auf die Schippe genommen, wenn sie scheinbar alltägliches Atelierzubehör in den Ecken eines Museumsraums arrangieren, die sie in feinster Handwerksarbeit sorgfältig aus Polyurethan-Schaumstoff schnitzen, anschließend lebensecht bemalen und damit die zunehmende Geringschätzung künstlerisch-handwerklicher Arbeit innerlich lächelnd ad absurdum führen.


Ein solches Kunstwerk steht auch absolut in der alten Tradition des Trompe-l’oeil, der meisterlich ausgeführten Augentäuschung, und eigentlich tun Fischli & Weiss damit genau das, was nach dem traditionellen Kunstbegriff des “Kunst kommt von Können” von einem Künstler erwartet wird, nämlich die Natur möglichst naturgetreu nachzuahmen …


Peter Fischli hat noch nichts dazu bekanntgegeben, wie seine Arbeit nach dem Verlust seines Kollegen und Freundes David Weiss weitergehen soll, er möchte erst einmal alle gemeinsam begonnenen Projekte beenden, um sich dann nach und nach der Frage zu nähern, wie seine Kunst ohne den bisherigen Partner aussehen soll.



Die Schweizer Fischli & Weiss und ihre leise Eroberung der Kunstwelt